Die neuen Forschungsbeiträge zu Leben, Werk und Wirkung Sacks stellen den Autor als kompromisslosen, unorthodoxen Schriftsteller vor, der sich dem Zeitgeist radikal verweigerte. Er gleicht einem tragischen Helden, dessen rastloses Leben von immer neuen Schicksalsschlägen geprägt war. Sacks Bemühungen, im literarischen Leben Fuß zu fassen, scheiterten ebenso kläglich wie seine Versuche, sich dem Kriegsdienst durch die Flucht in die Schweiz zu entziehen. Die finanzielle Misere zwang ihn schließlich, als Soldat am Ersten Weltkrieg teilzunehmen.
Er starb, nur 31-jährig, 1916 in Rumänien – zu einem Zeitpunkt, als sich sein literarischer Durchbruch ankündigte. Den großen Erfolg seines Romans „Ein verbummelter Student” erlebte der Autor nicht mehr. Später fand sein Werk, das im renommierten Fischer-Verlag erschien, prominente Fürsprecher wie Richard Dehmel, Erich Maria Remarque, Thomas Mann, Theodor W. Adorno oder auch Marcel Reich-Ranicki.
Sacks Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach, was allein schon den literarischen Rang dieses Autors verbürgt. Zahlreiche Handschriften, Briefe, aber auch Zeichnungen, Fotos und Dokumente sind noch bis zum 9. Januar 2011 im Museum für Westfälische Literatur zu sehen. Gezeigt wird außerdem ein Filmfeature über den Autor, das an der Universität Paderborn erarbeitet wurde.
Ausstellung und Begleitkatalog erschließen die Aktualität eines Autors, dessen rebellische Attitüde viele Gemeinsamkeiten mit heutigen Avantgarde- und Underground-Poeten aufweist. Das Projekt zum 125. Geburtstag des Autors wurde unter anderem vom Landschaftsverband Rheinland und der Kulturstiftung Schermbeck unterstützt.
Walter Gödden, Steffen Stadthaus:
Gustav Sack – Ein verbummelter Student.
Enfant terrible und Mythos der Moderne.
Mit Beiträgen von Thomas Krüger, Arnold Maxwill,
Enno Stahl und Ulrich von Loyen. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Museum für Westfälische Literatur Kulturgut Haus Nottbeck.
Bielefeld: Aisthesis 2010. 248 Seiten. 24,90 Euro.
ISBN 978-3-89528-816-6.