Kultursponsoring als Marken-instrument
m-sponsor
Gespräch mit
Jochen Walter, Bürgermeister der Stadt Warendorf
Seit 80 Jahren Ebbeke: Lesen mit Lust und Laune
Auswanderer für ein paar Stunden
Über 30 Jahre Mission in Sachen Kunst
Walter: Die Zusammenarbeit mit dem Kunstkreis war sehr konstruktiv und fruchtbar. Die Chancen, die Kultursponsoring bietet, haben wir allerdings noch nicht bis in alle Tiefen identifiziert. Wir haben zur Zeit, was die Kunst betrifft, noch keine Ausstrahlungskraft, die weit über die Stadt hinaus geht.
Bei der Ausstellung „auf europäische art“ ist die WEV als Sponsor aufgetreten. Für die Ausstellung „Armin Mueller-Stahl Bilder“ konnten wir (Veranstalter: Kunstkreis Warendorf e.V., Stadt Warendorf, Sachgebiet Kultur, TaW e.V., Warendorf Marketing GmbH sowie Galerie Marlies Beckmann) die Volksbank Ahlen-Sassenberg-Warendorf eG gewinnen. Außerdem ist uns das Unternehmen Darpe Industriedruck bei den Druckkosten finanziell sehr entgegen gekommen. Zu betonen ist, dass es der Kunstkreis war, der diese Sponsoren gewinnen konnte.
m-sponsor: Dann waren Sie bereits sehr erfolgreich.
Walter: Die Bereitschaft ist jedenfalls da, aber der ganz große Wurf ist uns noch nicht gelungen. Wir haben hier ein wichtiges Ziel vor uns und müssen uns ansehen, wie andere Städte mit Firmen Kultursponsoring durchführen.
m-sponsor: Natürlich. Die Unternehmensidentität ist uns ein Begriff. Dieses Thema gehört für Designer zum Tagesgeschäft.
Walter: Beispielsweise das Theater: Wir sollten versuchen, die Angebote auch in der Region noch sichtbarer zu machen. Das gilt auch für die Bildende Kunst, Literatur und Musik. Wir müssten mit besonderen Ereignissen eine Ebene erreichen können, die Ausstrahlung über die Grenzen unserer Stadt hinaus erzeugt. Man sollte dabei keine Berührungsängste haben und den Unternehmen klarmachen, dass sie sich mit Kultursponsoring durchaus schmücken – ja, schmücken ist das richtige Wort – können. Die Bereitschaft ist grundsätzlich da, aber wir müssen dauerhaft mit hoher Qualität überzeugen.
Bei der Ausstellung der Werke von Armin Mueller-Stahl sind zehn Geschäfte in der Altstadt beteiligt. Das ist ein sehr gelungener Ansatz und ich bin mir sicher, dass die Geschäfte davon profitieren.
m-sponsor: Das hat „Kulturey“, das offene Warendorfer Künstlerforum bei den jährlichen Kulturey-Sommern mit der Aktion „Fensterbilder“ im Kleinen schon vorgemacht. Viele Geschäfte haben sich gemeldet, weil sie mitmachen wollen. Die Resonanz ist sehr positiv.
Walter: Das ist richtig. Allerdings handelt es sich hier noch um lokale Kunst, bei der Vielfalt und Kreativität im Vordergrund steht.
m-sponsor: Nun, die Idee von Kulturey beruht bewusst auf dem Prinzip: Jeder kann mitmachen. Es ist eindeutig ein niederschwelliges Angebot.
Walter: So wie beim „Jour Fixe“ (eintrittsfreier Kleinkunstabend an jedem 2. Freitag im Monat ab 21 Uhr im Theater am Wall). Ich finde solche Angebote auch enorm wichtig. Sie dienen der Überwindung von Schwellenangst und sind eine Ermutigung für die Künstler weiter zu machen.
Walter: Das ist eine gute Frage! Wir haben mit der Gesellschaft jetzt ein Instrument für die Werbung für die Stadt auch als Kulturstandort geschaffen. Jedoch fehlt uns noch das mediale Netzwerk.
m-sponsor: Sie sind als Bürgermeister Geschäftsführer der Marketing GmbH. Wer ist Gesellschafter zu welchen Anteilen?
Walter: Beteiligt sind die Stadt Warendorf zu 52 Prozent und der Verkehrsverein zu 48 Prozent.
m-sponsor: Die personelle Besetzung des Verkehrsvereins ist bekannt, wie sieht es bei der Marketing GmbH aus? Was kann sie leisten?
Walter: Wir müssen zur Zeit projektbezogene Hilfe von außen einkaufen. Wir arbeiten im Bereich Stadtmarketing eng mit Elke Frauns vom Büro Frauns, Münster, die Sie von der Veranstaltung „Aufwind“ im letzten Jahr (Impulsveranstaltung zur Gründung der Warendorf Marketing GmbH, Vorstellung eines Stadtmarketing-Konzeptes durch das Büro Frauns am 5. Juni 2008) kennen, zusammen.
Wenn die Basis gestärkt ist, dann werden wir hoffentlich im nächsten Jahr einen Marketing-Profi einstellen können. Das kostet natürlich Geld und muss politisch gewollt sein. Wir fangen mit kleinen Schritten an. Es war schon eine Menge Arbeit die Gesellschaft selbst zu gründen. Man kann keine Wunder erwarten, aber man darf Ansprüche stellen. Man sollte aber jedem klar sagen, dass es Geld kostet. Geld zu mobilisieren wird nicht einfacher werden, denn die Zeiten werden schwieriger werden. Das Instrument ist da, die Stadt trägt die Verantwortung und ist auf die Kreativität der Vereine, Gruppen und bürgerschaftlichen Initiativen angewiesen.
m-sponsor: Welche weiteren Ziele und Aufgaben hat die Warendorf Marketing GmbH?
Walter: Warendorf als Wirtschaftsstandort zu stabilisieren wird ein weiterer Schwerpunkt sein. Herr Thorsten Krumme wird als städtischer Wirtschaftsförderer einen Teil seiner Zeit der Warendorf Marketing GmbH widmen. Man muss allerdings bei allen Aktionen auch die Grenzen der lokalen Wirtschaftsförderung sehen. Wir haben gute Chancen.
m-sponsor: Vor welchen Herausforderungen steht die Stadt noch?
Walter: Alle Städte stehen im Wettbewerb um die Bürger. Wir müssen in Warendorf unsere historische Altstadt erhalten, da gibt es inzwischen einen erheblichen Sanierungsbedarf. Migration ist ein wichtiges Thema, Familien, Jugend und Soziales...
m-sponsor: ...kommen wir noch einmal auf das Kultursponsoring und Marketing zurück.
Walter: Im Münsterland ist die Situation ja noch recht stabil. Trotzdem müssen wir die Attraktivität erhöhen und Perspektiven konkret darstellen. Es würde uns gut tun, wenn wir uns als Kulturstandort einen Namen machen würden. Weil dies eine besondere Attraktion darstellt, eine Lebensqualität, eine Leichtigkeit, eine gewisse Art von Intellektualität vermittelt. Kultur bedeutet ein Interesse am Leben, Neugier und Lebendigkeit. Kultur bringt Farbe in die Stadt.
m-sponsor: Herr Walter, wir danken Ihnen für das Gespräch.