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Gespräch mit
Jochen Walter, Bürgermeister der Stadt Warendorf

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Fotosequenz Jochen Walter
m-sponsor Gespräch
„Es täte uns gut, wenn wir uns auch als Kultur-standort Warendorf einen Namen machen würden.“
Bürgermeister Jochen Walter über Kultursponsoring, Ziele der Warendorf Marketing GmbH und Chancen für Warendorf als Kulturstandort.
m-sponsor: Herr Bürgermeister Walter, bereits im letzten Jahr veranstalteten die Stadt Warendorf zusammen mit dem Initiator, dem Kunstkreis Warendorf e.V., die 1. europäische Kunstausstellung „auf europäische art“ mit Malern und Bildhauern aus den französischen Partnerstädten Barentin sowie Pavilly (Partnergemeinde von Freckenhorst), Petersfield (Großbritannien) und Olésnica (Polen). Das Eröffnungswochenende am 17. bis 19. Oktober mit Vernissage, Workshops, kreativen und geselligen Abenden wurde zum viel beachteten Ereignis. Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung von der Europäischen Kommission, Generaldirektion Bildung und Kultur, sowie der WEV (Warendorfer Energieversorgung GmbH).
Herr Walter, welche Erfahrungen haben Sie bei dieser Veranstaltung mit Kultursponsoring gemacht?

Walter: Die Zusammenarbeit mit dem Kunstkreis war sehr konstruktiv und fruchtbar. Die Chancen, die Kultursponsoring bietet, haben wir allerdings noch nicht bis in alle Tiefen identifiziert. Wir haben zur Zeit, was die Kunst betrifft, noch keine Ausstrahlungskraft, die weit über die Stadt hinaus geht. Wir müssen Warendorf auch als Kulturstandort präsentieren! Unser Ziel ist es die Außenwahrnehmung dafür zu steigern. Das Kunstwochenende „auf europäische art“ war schon sehr erfolgversprechend. Die Basis ist gelegt, Ziel ist, das Sponsoring zu erweitern. Ich sehe da noch ein großes Potential.

Bei der Ausstellung „auf europäische art“ ist die WEV als Sponsor aufgetreten. Für die Ausstellung „Armin Mueller-Stahl Bilder“ konnten wir (Veranstalter: Kunstkreis Warendorf e.V., Stadt Warendorf, Sachgebiet Kultur, TaW e.V., Warendorf Marketing GmbH sowie Galerie Marlies Beckmann) die Volksbank Ahlen-Sassenberg-Warendorf eG gewinnen. Außerdem ist uns das Unternehmen Darpe Industriedruck bei den Druckkosten finanziell sehr entgegen gekommen. Zu betonen ist, dass es der Kunstkreis war, der diese Sponsoren gewinnen konnte.

m-sponsor: Dann waren Sie bereits sehr erfolgreich.

Walter: Die Bereitschaft ist jedenfalls da, aber der ganz große Wurf ist uns noch nicht gelungen. Wir haben hier ein wichtiges Ziel vor uns und müssen uns ansehen, wie andere Städte mit Firmen Kultursponsoring durchführen. Eigentlich kann sich ein Unternehmen, das Geld gibt doch damit schmücken, dass es Geld gibt! Das Gefühl für die Ausstrahlungskraft des Unternehmens wird ja positiv belegt. In zehn bis zwölf Geschäften werden Werke von Armin Mueller-Stahl ausgestellt. Das ist für die Kaufmannschaft offensichtlich keine Lästigkeit, sondern gehört – wie man auf neudeutsch sagt – zur Corporate Identity. Sie wissen, was das ist?

m-sponsor: Natürlich. Die Unternehmensidentität ist uns ein Begriff. Dieses Thema gehört für Designer zum Tagesgeschäft.

Walter: Beispielsweise das Theater: Wir sollten versuchen, die Angebote auch in der Region noch sichtbarer zu machen. Das gilt auch für die Bildende Kunst, Literatur und Musik. Wir müssten mit besonderen Ereignissen eine Ebene erreichen können, die Ausstrahlung über die Grenzen unserer Stadt hinaus erzeugt. Man sollte dabei keine Berührungsängste haben und den Unternehmen klarmachen, dass sie sich mit Kultursponsoring durchaus schmücken – ja, schmücken ist das richtige Wort – können. Die Bereitschaft ist grundsätzlich da, aber wir müssen dauerhaft mit hoher Qualität überzeugen.

Bei der Ausstellung der Werke von Armin Mueller-Stahl sind zehn Geschäfte in der Altstadt beteiligt. Das ist ein sehr gelungener Ansatz und ich bin mir sicher, dass die Geschäfte davon profitieren.

m-sponsor: Das hat „Kulturey“, das offene Warendorfer Künstlerforum bei den jährlichen Kulturey-Sommern mit der Aktion „Fensterbilder“ im Kleinen schon vorgemacht. Viele Geschäfte haben sich gemeldet, weil sie mitmachen wollen. Die Resonanz ist sehr positiv.

Walter: Das ist richtig. Allerdings handelt es sich hier noch um lokale Kunst, bei der Vielfalt und Kreativität im Vordergrund steht.

m-sponsor: Nun, die Idee von Kulturey beruht bewusst auf dem Prinzip: Jeder kann mitmachen. Es ist eindeutig ein niederschwelliges Angebot.

Walter: So wie beim „Jour Fixe“ (eintrittsfreier Kleinkunstabend an jedem 2. Freitag im Monat ab 21 Uhr im Theater am Wall). Ich finde solche Angebote auch enorm wichtig. Sie dienen der Überwindung von Schwellenangst und sind eine Ermutigung für die Künstler weiter zu machen.

m-sponsor: Welche Rolle spielt die neue Warendorf Marketing GmbH?

Walter: Das ist eine gute Frage! Wir haben mit der Gesellschaft jetzt ein Instrument für die Werbung für die Stadt auch als Kulturstandort geschaffen. Jedoch fehlt uns noch das mediale Netzwerk. Wir müssen eine ganz andere Präsenz in den Medien schaffen – mindestens regional, wenn nicht national, die haben wir noch nicht – um einen Anreiz für Sponsoren bieten zu können. Viele Bausteine halten wir in der Hand, das Gebäude müssen wir noch errichten.

m-sponsor: Sie sind als Bürgermeister Geschäftsführer der Marketing GmbH. Wer ist Gesellschafter zu welchen Anteilen?

Walter: Beteiligt sind die Stadt Warendorf zu 52 Prozent und der Verkehrsverein zu 48 Prozent.

m-sponsor: Die personelle Besetzung des Verkehrsvereins ist bekannt, wie sieht es bei der Marketing GmbH aus? Was kann sie leisten?

Walter: Wir müssen zur Zeit projektbezogene Hilfe von außen einkaufen. Wir arbeiten im Bereich Stadtmarketing eng mit Elke Frauns vom Büro Frauns, Münster, die Sie von der Veranstaltung „Aufwind“ im letzten Jahr (Impulsveranstaltung zur Gründung der Warendorf Marketing GmbH, Vorstellung eines Stadtmarketing-Konzeptes durch das Büro Frauns am 5. Juni 2008) kennen, zusammen.

Wenn die Basis gestärkt ist, dann werden wir hoffentlich im nächsten Jahr einen Marketing-Profi einstellen können. Das kostet natürlich Geld und muss politisch gewollt sein. Wir fangen mit kleinen Schritten an. Es war schon eine Menge Arbeit die Gesellschaft selbst zu gründen. Man kann keine Wunder erwarten, aber man darf Ansprüche stellen. Man sollte aber jedem klar sagen, dass es Geld kostet. Geld zu mobilisieren wird nicht einfacher werden, denn die Zeiten werden schwieriger werden. Das Instrument ist da, die Stadt trägt die Verantwortung und ist auf die Kreativität der Vereine, Gruppen und bürgerschaftlichen Initiativen angewiesen.

Dagmar Kolb im Gespräch mit Jochen Walter Dagmar Kolb im Gespräch mit Jochen Walter

m-sponsor: Welche weiteren Ziele und Aufgaben hat die Warendorf Marketing GmbH?

Walter: Warendorf als Wirtschaftsstandort zu stabilisieren wird ein weiterer Schwerpunkt sein. Herr Thorsten Krumme wird als städtischer Wirtschaftsförderer einen Teil seiner Zeit der Warendorf Marketing GmbH widmen. Man muss allerdings bei allen Aktionen auch die Grenzen der lokalen Wirtschaftsförderung sehen. Wir haben gute Chancen.
Warendorf besitzt eine vielfältige Wirtschaftsstruktur, die uns im Moment davor schützt, ungebremst in die Krise zu rutschen! Diese Struktur will aber auch gepflegt sein!

m-sponsor: Vor welchen Herausforderungen steht die Stadt noch?

Walter: Alle Städte stehen im Wettbewerb um die Bürger. Wir müssen in Warendorf unsere historische Altstadt erhalten, da gibt es inzwischen einen erheblichen Sanierungsbedarf. Migration ist ein wichtiges Thema, Familien, Jugend und Soziales...

m-sponsor: ...kommen wir noch einmal auf das Kultursponsoring und Marketing zurück.

Walter: Im Münsterland ist die Situation ja noch recht stabil. Trotzdem müssen wir die Attraktivität erhöhen und Perspektiven konkret darstellen. Es würde uns gut tun, wenn wir uns als Kulturstandort einen Namen machen würden. Weil dies eine besondere Attraktion darstellt, eine Lebensqualität, eine Leichtigkeit, eine gewisse Art von Intellektualität vermittelt. Kultur bedeutet ein Interesse am Leben, Neugier und Lebendigkeit. Kultur bringt Farbe in die Stadt. Das ist eine tolle Aufgabe, an die wir mutig ran gehen sollten. Jetzt haben wir die Chance etwas zu bewegen!

m-sponsor: Herr Walter, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Gespräch am 2. April 2009 führten die Redakteure Dagmar Kolb und Benno Sökeland (Fotos).

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