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Ich saß auf dem schwarzen Ledersofa und wartete auf seinen Anruf. Im Zimmer war es sehr ruhig. Ich blätterte in einer Illustrierten. Dabei dachte ich an den Pralinenkasten, den ich im Schlafzimmerschrank versteckt hatte. Ein Blick zur Uhr. Es war Zeit schlafen zu gehen. Warum rief er nicht an? Er hatte es doch versprochen. Immerhin war heute der 31.März. Der Tag an dem wir uns vor fünf Jahren kennen gelernt hatten. Ich dachte an die Ratschläge meiner Freundinnen. „Er vernachlässigt dich! Mach ihn eifersüchtig!“ „Und wie soll ich das anstellen?“, hatte ich sie dumm gefragt. „Mach dir eine neue Frisur! Kauf dir sexy Unterwäsche! Achte auf deine Figur und verzichte auf Schokolade!“ Alle ihre Ratschläge hatte ich befolgt. Die Haare hatte ich mir schwarz gefärbt, obwohl mir mein blondes Haar viel besser stand. Neue Unterwäsche und ein Neglige` hatte ich mir gekauft und nichts davon getragen. Am schwersten fiel es mir auf die Schokolade zu verzichten. Den letzten Pralinenkasten hatte ich im Schlafzimmerschrank versteckt.

Das Telefon klingelte. Ich erschrak. Mit beiden Händen kramte ich unter den Illustriertenstapel auf dem Tisch und suchte nach dem Telefon. „Carmen Launert, hallo!“ „Hey Carmen, ich bin`s, wie sieht`s aus?“ „Hallo Achim, super! Bin gerade zur Tür rein.“ Ich fragte gleich weiter: „Wie war dein Vortrag? Alles gut gelaufen? Wann geht dein Flug morgen?“

Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. „Achim? Bist du noch da?“, fragte ich verwundert. „Ja, ja...Ich wollte dir noch etwas sagen. Ich werde morgen nicht zurück kommen, auch übermorgen nicht. Es ist soviel passiert. In meinem Schreibtisch in der ersten Schublade findest du einen Brief, in dem habe ich dir alles erklärt.“ Er sprach nicht

weiter, hatte den Hörer einfach aufgelegt. „Hallo, Achim!“ Immer wieder schrie ich nach seinem Namen. Ratlos ließ ich mich zurück ins Sofa fallen. Dann wurde mir klar, warum er mich vernachlässigte. Er hatte eine Andere! Alles passte auf einmal zusammen. Und ich spielte noch dieses Theater. Tränen liefen über mein Gesicht. Wütend stand ich auf, lief zum Schlafzimmerschrank, griff nach den Pralinen und steckte sie mir gierig in den Mund. Mit voller Kraft zerriss ich die edle Schachtel. Jammernd kauerte ich vor dem Schlafzimmerschrank Plötzlich erblickte ich das Negligè, das ich nie getragen hatte. Ich stand auf, zog es vor der Stange und zerriss. Hilflos umklammerten meine Arme meinen zitternden Körper. Langsam ließ ich mich zu Boden sinken. Beim Heulen lief mir die Schokolade aus den Mundwinkeln. Lange lag ich zusammengekauert auf dem Teppich, bis mir der Brief von Achim wieder einfiel. Die Wahrheit machte mir Angst. Ich musste ihn noch lesen. Tief durchatmend stand ich auf und schleppte mich zum Schreibtisch. Ich öffnete die Lade. Blöcke, Stifte, ein Taschenrechner und ganz hinten der Brief. Schlichtes, weißes Briefpapier und mein Name in blauer Schrift. Ich öffnete den Umschlag und zog einen weißen, gefalteten Zettel heraus. Laut las ich die geschriebenen Zeilen:

Liebe Carmen,
heute schon auf das Datum geschaut? Erster April! War natürlich alles nur ein Scherz. Auf meinem Schreibtisch liegt ein Ticket nach Lissabon. Ich erwarte dich dort am Flughafen und wir machen erst mal Urlaub. Ich liebe dich. In der letzten Zeit gab es viel zu wenig Zeit für uns.
P.S. Vergiss das Neglige` nicht, damit du es endlich mal trägst.